15.10.2020
| Nahrungsergänzungsmittel
Nahrungsergänzungsmittel sind sichere Lebensmittel – Anmerkungen zur ZDF-WISO-Sendung „Schön, schlank, stark“
AK NEM zu geäußerten Behauptungen

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Nahrungsergänzungsmittel (Symbolbild)
Wieder einmal scheint es weniger darum zu gehen, aufklären zu wollen, sondern vielmehr zu pauschalisieren und gängige Vorurteile zu bestätigen. Darauf deutet neben dem Ankündigungstext auch die Tatsache hin, dass zwar Verbraucher und verschiedene „Experten“ befragt wurden, dem Arbeitskreis Nahrungsergänzungsmittel (AK NEM) als Vertreter der Gegenseite aber keine Möglichkeit gegeben wurde, Argumente einzubringen.
Der AK NEM widerlegt deshalb häufig geäußerte Behauptungen.
Behauptung: Die meisten Pillen und Pulver sind nutzlos für Menschen, die sich normal ernähren.
Richtig ist: Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung deckt den Nährstoffbedarf in der Regel ab. Genauso wahr ist jedoch, dass es viele Menschen gibt, die aus unterschiedlichen Gründen die Ernährungsempfehlungen teilweise oder gänzlich nicht umsetzen können. Zum Beispiel, weil sie wichtige Nährstoffquellen nicht nutzen, da sie bestimmte Lebensmittel nicht mögen – oder bewusst auf diese verzichten. So wird vegan lebenden Menschen nicht umsonst empfohlen, Vitamin B 12 zu ergänzen. Und es gibt Gruppen mit einem erhöhten oder veränderten Nährstoffbedarf. Zum Beispiel Schwangere, die Folsäure ergänzen sollten. Fakt ist: Nachweislich erreichen viele Menschen in Deutschland für bestimmte Vitamine und Mineralstoffe die Zufuhrempfehlungen nicht. Dies betrifft nicht nur das aktuell viel diskutierte Vitamin D, mit dem bekanntlich weite Teile der Bevölkerung insbesondere im Winter unzureichend versorgt sind. Jeder Zweite erreicht beispielsweise auch die Zufuhrempfehlungen für Vitamin E oder Calcium nicht, jeder Dritte bis Vierte nicht die für Vitamin C und Eisen. Für all diese Menschen sind Nahrungsergänzungsmittel eine sinnvolle Möglichkeit, die tägliche Ernährung einfach, sicher und gezielt zu ergänzen.
Behauptung: Nahrungsergänzungsmittel versprechen viel und sind doch wirkungslos.
Richtig ist: Was Nahrungsergänzungsmittel leisten sollen, ergibt sich aus ihrem Namen: Sie sollen die Ernährung ergänzen! Als Teil der täglichen Ernährung helfen sie, die Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und auch anderen Stoffen wie beispielsweise langkettige Fettsäuren sicherzustellen. Zahlreiche Ernährungserhebungen zeigen, dass Menschen, die Nahrungsergänzungsmittel verwenden, die empfohlenen Mengen für sogenannte kritische Nährstoffe, z.B. Folat, Calcium oder Eisen, erreichen – anders als Nichtverwender. Und das ist wichtig, denn Vitamine, Mineralstoffe und auch andere Stoffe wie Omega-3-Fettsäuren spielen bei vielen Stoffwechselprozessen eine große Rolle. So leisten Nahrungsergänzungsmittel ihren Beitrag, die Gesundheit und das Wohlbefinden zu erhalten. Dabei dürfen sie nur mit solchen Aussagen beworben werden, die wissenschaftlich fundiert, behördlich geprüft und zugelassen sind. Diese gesundheitsbezogenen Aussagen sind in der sogenannten EU-Health-Claims-Verordnung geregelt. Es gilt darüber hinaus grundsätzlich für Lebensmittel: Jede Aussage, die irreführend ist und wissenschaftlich nicht belegt ist, ist verboten.
Behauptung: Nahrungsergänzungsmittel sind überdosiert und gar gefährlich, wenn sie über den Empfehlungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) liegen.
Richtig ist: Unabhängig davon, dass der AK NEM schon seit Jahren die Festlegung von europäischen Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe fordert, sind bereits heute die Nahrungsergänzungsmittel, die in Deutschland angeboten werden, sicher. Das gewährleisten die strengen Vorgaben des europäischen Lebensmittelrechts, die für Nahrungsergänzungsmittel wie für alle Lebensmittel die Sicherheit garantieren. Die wichtigste Vorschrift lautet, dass Lebensmittel sicher sein müssen (Artikel 14 Verordnung (EG) Nr. 178/2002) – das müssen die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln auch in Bezug auf die eingesetzten Mengen von Vitaminen und Mineralstoffen bereits heute schon sicherstellen – und tun dies auch.
Dabei ist zwischen Empfehlungen nationaler Institutionen und Obergrenzen für die sichere Zufuhr zu unterscheiden. Daher sind Produkte mit Dosierungen, die über den deutschen Vorschlägen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) liegen, anders als vielfach behauptet, weder automatisch „überdosiert“, noch unsicher oder gar gesundheitsgefährdend. Dies verdeutlicht schon ein Blick auf die Empfehlungen und rechtlich verbindlichen nationalen Höchstmengen unserer Nachbarstaaten, die allesamt höher liegen als die sehr restriktiven Vorschläge des BfR. Jüngste Beispiele hierfür sind Irland, Norwegen und die Schweiz, die ihre nationalen Vorgaben erst in diesem Jahr aktualisiert haben.
Behauptung: Weil Nahrungsergänzungsmittel per Gesetz nicht zu den Arzneimitteln, sondern zu den Lebensmitteln gehören, finden deutlich schlichtere Kontrollen statt.
Richtig ist: Nahrungsergänzungsmittel benötigen keine Arzneimittelzulassung, weil sie Lebensmittel sind. Sie unterliegen einem anderen Regelungsregime, nämlich den strengen Vorgaben des Lebensmittelrechts. Dabei gilt: nur sichere Lebensmittel dürfen zum Verkauf angeboten werden. Alles andere ist illegal und strafbar. Die Hersteller stellen mit hohem Aufwand die Sicherheit und Qualität ihrer Produkte sicher. Zusätzlich greift die staatliche Kontrolle durch die amtliche Lebensmittelüberwachung. Damit die Lebensmittelüberwachung weiß, welche Produkte auf dem Markt und zu kontrollieren sind, wird jedes Nahrungsergänzungsmittel, bevor es verkauft werden darf, beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit angezeigt.
Leider gibt es im Internet immer wieder unseriöse Anbieter von illegalen Erzeugnisse, die als Nahrungsergänzungsmittel vermarktet, unzulässige Zutaten enthalten und rechtswidrig beworben werden. Und ja, die Kontrolle dieser Angebote ist eine Herausforderung. Verbraucher sollten bei Bestellungen von Produkten über das Internet daher besonders aufmerksam, sorgsam und kritisch sein. Eine Vorabprüfung von Nahrungsergänzungsmitteln würde das Problem allerdings nicht lösen, denn diese Produkte sind bereits heute eindeutig illegal - und werden daher auch von den Anbietern nicht angezeigt. Die Mitglieder des AK NEM haben sich in der Vergangenheit immer wieder von diesen illegalen Praktiken distanziert und werden dies auch weiterhin tun, denn sie sind selbstverständlich dem verantwortungsvollen und gesetzeskonformen Handeln verpflichtet.
Fazit: Nahrungsergänzungsmittel sind sichere Lebensmittel und können als Bestandteil einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung für eine ausreichende Versorgung mit wichtigen Nährstoffen beitragen. Dies gilt für alle Verbraucher: innen, insbesondere aber für Gruppen mit einem speziellen Bedarf wie Schwangere, vegan lebende Menschen, Sportler oder ältere Menschen.
Nahrungsergänzungsmittel: Überflüssig oder sinnvoll? (Video)
Diese und weitere Informationen zu Nahrungsergänzungsmitteln gibt es im folgenden Video:
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