Veranstaltung
Bonner Empfang 2016
Ausblick auf politische Schwerpunkte des Jahres 2016

© BLL/Mareike Tocha
BLL-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff, MdEP Elmar Brok und BLL-Präsident Stephan Nießner (v.l.n.r.).
Bei dem traditionellen Bonner Empfang am 8. Januar hat der BLL seine Kritik an Pflichtgebühren für nicht anlassbezogene Regelkontrollen verschärft. Vertreter der Landes- und Europapolitik gaben einen thematischen Ausblick auf das Jahr 2016.
BLL-Präsident Stephan Nießner wandte sich in seiner Ansprache an Gastredner Johannes Remmel, Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW. Nießner forderte, die Einführung von nicht- anlassbezogenen Kontrollen in Nordrhein-Westfalen noch einmal gründlich zu überdenken oder „zumindest im Vorfeld eine saubere Folgenabschätzung durchzuführen, um die erwarteten erheblichen finanziellen wie wettbewerblichen Konsequenzen für die betroffenen Landesunternehmen in Handwerk, Industrie und Handel absehen zu können“.

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BLL-Präsident Stephan Nießner bei seiner Ansprache.
Weiterhin kritisierte Nießner die geplante Veröffentlichung von Kontrollergebnissen, da es „derzeit an den strukturellen Rahmenbedingungen für die rechtsstaatlich einwandfreie Einführung der Veröffentlichung von amtlichen Kontrollergebnissen“ fehle. Einen weiteren Schwerpunkt setzte der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft bei der Deutschen Lebensmittelbuchkommission (DLMBK), deren Reform mit Spannung erwartet wird seit die Evaluierung durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Frühjahr 2015 vorgenommen wurde. Nießner erklärte: „Wir brauchen das Gremium, um auch zukünftig Verkehrsauffassungen zu beschreiben, die sich an objektiven Kriterien orientieren und mit der Kompetenz aller Beteiligten im Konsens erarbeitet werden. Gerade die paritätische Besetzung und das Konsensprinzip der Lebensmittelbuch-Kommission sind als Garanten für den hohen Stellenwert dieses Gremiums für die Zukunft zu erhalten.“
Der BLL hat sich zudem dem festgestellten Handlungsbedarf bezüglich der Aktualität der Leitsätze durch Beschleunigung der Beratungsverfahren und eine bessere Kommunikation über Entscheidungsprozesse und Zweck der Leitsätze angeschlossen, um die Effizienz der Arbeit der DLMBK zu verbessern und die Akzeptanz zu erhöhen.
Minister Johannes Remmel gab anschließend in seiner Funktion als Vorsitzender der Verbraucherschutzministerkonferenz (VSMK) 2016 einen Ausblick auf die möglichen Schwerpunkt-themen der VSMK in diesem Jahr wie beispielsweise den Verbraucherschutz 4.0, sprich den Schutz der Verbraucher in der digitalisierten Welt.

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NRW-Minister Remmel gab einen Ausblick auf die Themen der Vebraucherschutzministerkonferenz 2016.
Aber auch Projekte zur Erhöhung der Wertschätzung von Lebensmitteln und damit Reduzierung von Lebensmittelverschwendung stehen auf dem Programm. Weiterhin sprach Minister Remmel über höhere Transparenz im Lebensmittelbereich hinsichtlich der amtlichen Kontrollergebnisse und die Minderung des Antibiotikaeinsatzes in der Nutztierhaltung.
Elmar Brok, Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten des Europäischen Parlaments, warf einen Blick auf das Brüsseler Parkett und die dort diskutierten Lebensmittelthemen. Als Fazit für 2015 hielt er zunächst fest, dass die Lebensmittelinformations-Verordnung (LMIV) dank der klaren Kennzeichnungsvorgaben, insbesondere die verpflichtende Nährwertkennzeichnung, eine große Errungenschaft für die Verbraucher sei. Gleichzeitig kritisierte er eine bewertenden Kennzeichnung sowie geplante Nährwertprofile: „Die Bewertung eines einzelnen Lebensmittels kann nur dann funktionieren, wenn ich das gesamte betrachte. Außerdem führt eine Erziehungsdiktatur nicht zu mehr Freiheit und schon gar nicht zu besseren Verhaltensmustern. Wir müssen weg von der staatlichen Lenkung“.

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MdEP Elmar Brok bei seinen Ausführungen auf dem Bonner Empfang 2016 des BLL.
Beim Thema Gebühren für nicht-anlassbezogene Kontrollen erinnerte Brok an das Prinzip der Daseinsvorsorge und erläuterte: „Alle erstmal unter Generalverdacht zu stellen, ist nicht der richtige Ansatz. Das Finden der schwarzen Schafe sollte auch von den schwarzen Schafen bezahlt werden.“
Der Bonner Empfang war der Auftakt der Neujahrsempfänge des BLL. Am kommenden Dienstag, dem 12. Januar, findet der Berliner Neujahrsempfang mit Gastredner Bundesminister Hermann Gröhe zum Thema „Gesunder Lebensstil“ statt.