Veranstaltung
Gemeinsam Verantwortung zeigen für einen gesunden Lebensstil
BLL-Ernährungstagung 2015 am 1. Dezember in der Berliner Kalkscheune

© BLL/Sandra Ritschel
Experten aus Wissenschaft, Medien und Politik kamen zusammen und diskutierten über Fragen der Gesunderhaltung der Gesellschaft und sinnvolle Maßnahmen zur Umsetzung. Dabei fand auch die Forderung des Bundesministers Christian Schmidt nach einem Schulfach „Ernährung“ breite Unterstützung.

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Christoph Minhoff begrüßt die Anwesenden in seiner Ansprache.
Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff eröffnete die Ernährungstagung und es folgten die Fachvorträge, die Standpunkte aus journalistischer, wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Sicht präsentierten.
Den ersten Vortrag hielt Thilo Spahl, Leiter des Wissenschaftsressorts bei NovoArgumente. Er warnte in seiner Keynote vor der Stigmatisierung von Übergewichtigen als Belastung der Gesellschaft: „Die negativen Folgen von Übergewicht sind zum großen Teil nicht körperlich sondern sozial“. Er plädierte für Toleranz gegenüber unterschiedlichen Lebensstilen und betonte, dass Lebensmittelwirtschaft und Politik seiner Meinung nach vor allem für die Auswahl guter und sicherer Lebensmittel bzw. die Überwachung der Einhaltung von Lebensmittelsicherheit verantwortlich seien, um unterschiedliche Lebensstile überhaupt zu ermöglichen.

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Moderatorin Barbara Scherle interviewt Thilo Spahl von NovoArgumente.

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Professor Dr. Christoph Klotter setzte seinen inhaltlichen Schwerpunkt auf die Psychologie des Essens.
Der Ernährungspsychologe Professor Dr. Christoph Klotter von der FH Fulda erläuterte die Komplexität der Entwicklung von Übergewicht. Er wies auf die unterschiedlichen Einflussfaktoren hin, wobei er speziell die Psychologie des Essens in den Vordergrund stellte: „Unser limbisches System fordert bedingungslos Belohnung ein, es bestimmt unser Denken. Und Essen ist die einfachste Form der Belohnung.“ In seinem Vortrag zog er des Öfteren Parallelen zwischen Ernährung und Religion – nicht ohne die ein oder andere ironische Spitze: „Wir haben die Gesundheit moralisiert und den christlichen Sündenbegriff aufs Essen übertragen. Die christlichen Religionen verblassen seit ein paar hundert Jahren und wurden durch die Ernährungswissenschaft ersetzt.“

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Professor Dr. Ulrike Ungerer-Röhrich plädierte für frühkindliche Bewegungsförderung.
Professor Dr. Ulrike Ungerer-Röhrich von der Fakultät Sportwissenschaft an der Universität Bayreuth ist Vorstandsvorsitzende der Plattform für Bewegung und Ernährung e.V.. Sie legte in ihrem Vortrag den Fokus auf Bewegungsförderung und erläuterte anhand konkreter Beispiele, wie Bewegungsräume speziell in Kindertagesstätten so gestaltet werden können, dass die Kinder ausreichend aktiv sind: „Motivation ist das A und O, wir müssen Kindern mehr Vertrauen schenken und sie vor allem als Individuen behandeln, jeder hat andere Stärken“.

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BLL-Präsident Stephan Nießner stellte erfolgreiche Initiativen der Lebensmittelwirtschaft vor.
Schließlich stellte BLL-Präsident Stephan Nießner die Initiativen der Lebensmittelwirtschaft zur Förderung eines gesunden Lebensstils vor. Diese reichen von einer Produktvielfalt für jeden Geschmack und Bedarf über die umfassende Kennzeichnung der Lebensmittel bis hin zur Aufklärung über Lebensmittel in Form von Broschüren oder Internetseiten. Zudem engagieren sich die Hersteller bei sportlichen und sozialen Projekten zum Thema Ernährung und Gesundheit. „Selbstverständlich haben wir Hersteller eine große Verantwortung und wir nehmen diese in vielerlei Hinsicht bereits wahr“. Der BLL hat die Initiativen in einer Broschüre „Engagement der Lebensmittelbranche für einen gesunden Lebensstil“ zusammengefasst.

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Von links nach rechts: Christoph Minhoff, Gitta Connemann, Susanne Langguth, Dirk Medrow, Prof. Ulrike Ungerer-Röhrich und Prof. Christoph Klotter.
Die Podiumsdiskussion wurde vom Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff moderiert. Er begrüßte die stellvertretende Vorsitzende der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion Gitta Connemann, Susanne Langguth aus dem Vorstand des BLL, Dirk Medrow von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft des Landes Berlin, Professor Dr. Ulrike Ungerer-Röhrich und Professor Dr. Christoph Klotter.
Im Laufe der Diskussion herrschte Einigkeit darüber, dass es bei der Förderung eines gesunden Lebensstils um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und dem Schaffen von Netzwerken geht. Hierbei muss nach Meinung der Teilnehmer vor allem die verstärkte Bildung und Vermittlung von Ernährungs- und Lebensmittelkompetenz im Mittelpunkt stehen. Ebenfalls bestand Konsens darin, dass eine Institution geschaffen werden müsse, die in Deutschland Ernährungskompetenz bündelt und als Ansprechpartner für alle Fragen der Ernährung in jedem Lebensalter fungieren kann.
Susanne Langguth brachte es auf den Punkt: „Wir können nicht die Ernährungserzieher der Nation sein. Aber es muss eine offizielle Stelle geben, wo alles zusammenläuft, wo fachliches Wissen und praktische Kompetenz zusammengeführt werden.“

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Gitta Connemann (CDU) führt ihren Punkt aus. Rechts neben ihr sitzt Susanne Langguth aus dem Vorstand des BLL.
Gitta Connemann ergänzte, dass dies auch ein Anliegen ihrer Fraktion sei, dabei müsse man nicht an etwas komplett Neues denken, sondern auf bestehende Strukturen aufbauen. Ferner stellte die Politikerin klar: „Wir setzen auf Aufklärung und Prävention – und die muss so früh wie möglich anfangen.“



Impressionen der BLL Ernährungstagung 2015 in der Kalkscheune in Berlin.
BLL-Einladung zur Ernährungstagung mit dem Programmablauf