Replik

Von DANK bestätigt – geplante Werbebeschränkungen gehen weit über Kinderschutz hinaus

- Wissenschaftler der LMU München haben in Kooperation mit der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) eine entlarvende Analyse angefertigt. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass Lebensmittelhersteller das geplante Werbeverbot umgehen könnten, wenn sie "nur" ihre Rezepturen anpassen würden.
Familie mit Lebensmitteln im Einkaufswagen im Lebensmittelgeschäft
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Schätzungen zufolge gibt es auf dem deutschen Lebensmittelmarkt ca. 170.000 unterschiedliche Produkte. Diese Zahl umfasst jegliche Variationen von Sorten und Marken, d. h. jede Geschmacksrichtung von verschiedenen Hersteller. Nicht berücksichtigt werden unterschiedliche Verpackungsgrößen und -formen. Dr. Peter von Philipsborn hat nach dem Zufallsprinzip 660 davon untersucht. Das sind ca. 0,4 Prozent. Welche Marktanteile ein Produkt hat, also ob es häufig gekauft und gerne gegessen wird oder aber nicht dem Geschmack der breiten Masse entspricht, hat den Wissenschaftler nicht interessiert. Die Aussagekraft für den gesamten deutschen Markt ist an dieser Stelle also sehr eingeschränkt.

Trotzdem sind von Philipsborns Zahlen interessant – bestätigen sie doch das, was der Lebensmittelverband bereits zu Beginn der Debatte über Werbebeschränkungen festgestellt hat: Es geht nicht um den Schutz von Kindern oder um Werbung, die an Kinder adressiert ist. Es geht im Endeffekt um die Rezeptur aller Lebensmittel und um ein staatlich vorgeschriebenes Geschmacksdiktat. Hier zeigt sich, dass sich die Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) offenbar vor den Karren einer NGO-Kampagne haben spannen lassen.

Denn der bemerkenswerteste Teil der Analyse besteht in dem Tipp an alle Lebensmittelhersteller, dass für noch mehr Lebensmittel geworben werden dürfte, wenn sie eine Reduzierung des Zuckers um 20 Prozent oder des Salzes um 30 Prozent vornehmen würden. Technologisch ist dies mit viel Forschungs- und Entwicklungsaufwand (also finanziellen Mitteln) vielleicht sogar bei einigen Produkten möglich. Eine solche Rezepturveränderung hat jedoch enorme Auswirkungen auf den Geschmack, die Textur, die Haltbarkeit und schließlich den Preis des Produkts, ganz abgesehen davon, dass nicht klar ist, wie diese Produkte dann von den Verbrauchern akzeptiert werden. Wer einen solchen Vorschlag vom Schreibtisch aus macht, hat die Komplexität der Lebensmittelverarbeitung und die Gesetze der Marktwirtschaft unserer Auffassung nach nicht verstanden.

Selbstverständlich optimieren die Lebensmittelhersteller Rezepturen und passen sie den Wünschen der Verbraucher an. Es gibt eindeutige Belege des Max Rubner-Instituts, dass die freiwillige Innovations- und Reduktionsstrategie erfolgreich verläuft. Daran arbeitet die Lebensmittelwirtschaft weiter – aber mit Blick auf den Markt, die unterschiedlichen Lebensstile und das konkrete Produkt.