EU ist keine Selbstverständlichkeit – Lebensmittelbranche wirbt für ein einheitliches Europa
Berlin, - Freie Grenzen für Personen und Waren, keine Zölle und gleiche Rechtsvorschriften – die deutsche Lebensmittelwirtschaft profitiert vom europäischen Binnenmarkt in besonderer Weise. Deshalb macht sie sich jetzt mit der Initiative „Europa braucht Helden“ stark für Europa und seine Institutionen und ruft Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu einem klaren Bekenntnis am 26. Mai auf.
Auf Initiative von Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Bunds für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V. (BLL) und der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e. V. (BVE), haben die beiden Verbände gemeinsam mit der Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuss e. V. (ANG) ihre Mitglieder mobilisiert. Sie werben unter der Homepage www.europa-braucht-helden.de und dem Hashtag #EuropasHelden für den größten Lebensmittel-Binnenmarkt der Welt, der für die rund 415.000 Unternehmen und die 5,8 Millionen Menschen der Branche die wichtigste Basis für ihre Arbeitsplätze und Einkommen ist. Minhoff erklärt: „Die Europäische Union ist die Grundlage unseres wirtschaftlichen Erfolges. Sobald wir in nationale Kategorien verfallen, wird die Welt kleiner und ärmer. Deswegen dürfen wir es nicht einfach mit einem Achselzucken hinnehmen, wenn Länder die EU verlassen oder wenn einseitig internationale Verträge aufgekündigt werden. Die aktuellen Entwicklungen müssen uns wachrütteln: Wir dürfen die EU nicht als Selbstverständlichkeit ansehen“.
Deutschland ist heute der größte Lebensmittelproduzent der EU und damit der Wachstumsmotor für den größten Industriezweig Europas. Pro Jahr generiert die Branche zwischen 2,5 und 3,5 Prozent mehr Wertschöpfung für den Wohlstand. „Mit Europa ist es unserer Branche gelungen zukunftsfeste Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen und die Sozialpartnerschaft zu stärken. Die EU hat eine europäische Lebensweise für uns alle geprägt, die es zu verteidigen gilt.“ hebt ANG-Präsidentin Brigitte Faust hervor. In Deutschland konsumieren die Verbraucher pro Jahr 30 Millionen Tonnen Lebensmittel aus EU-Nachbarländern, während sogar 39 Millionen Tonnen deutscher Lebensmittel im europäischen Ausland konsumiert werden. Hinzukommt, dass europaweit die gleichen Regeln und Sicherheitsstandards gelten, z. B. hinsichtlich der Lebensmittelkennzeichnung, Rückstandshöchstmengen oder auch Hygienevorschriften. BLL-Präsident Stephan Nießner betont deshalb: „Der europäische Binnenmarkt ist ein Marktplatz für über 500 Millionen Konsumenten und eine Chance für alle, die über den eigenen Tellerrand hinausdenken. Ich möchte auch weiterhin Lebensmittelvielfalt zu bezahlbaren Preisen genießen, deshalb gebe ich am 26. Mai Europa meine Stimme. Wir brauchen mehr Gemeinsamkeit und weniger Alleingänge.“ Dr. Wolfgang Ingold, BVE-Vorsitzender, ergänzt: „Auch wenn die Auseinandersetzungen mit allen EU-Ländern langwierig und kompliziert sein können: In der europäischen Gemeinschaft und im Zusammenhalt liegen unsere größten Potenziale.“
Namhafte Unternehmen aus Industrie und Handel sowie zahlreiche Fachverbände haben sich bereits an der Initiative beteiligt und erklärt, warum für sie persönlich bzw. ihr Unternehmen Europa unverzichtbar ist. Täglich kommen neue Namen hinzu. Nachfolgend ausgewählte Statements:
Lionel Souque, Vorstandsvorsitzender REWE Group: „Ich hoffe sehr, dass die proeuropäischen Kräfte in den Europawahlen gestärkt werden: Angesichts der weiter wachsenden Herausforderungen in und für Europa ist Gemeinsamkeit ebenso nötig wie Entschlossenheit zur Durchsetzung notwendiger Reformen.“
Olaf Koch, Vorstandsvorsitzender METRO AG: „METRO treibt in der ganzen Welt Handel, doch in seinem Herzen ist unser Geschäft europäisch: Als Großhändler sind wir in 15 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union aktiv. 80.000 unserer Mitarbeiter kommen aus EU-Ländern. 9 Millionen unserer Kunden sind innerhalb der Europäischen Union ansässig. Die vergangenen Jahre haben jedoch einen Mangel an Handlungsfähigkeit der EU offengelegt – innerlich wie äußerlich. Ja, die Europäische Union muss reformiert werden. Kritik an ihren Institutionen ist daher notwendig – doch sie darf weder zur Aushöhlung noch Ablehnung unserer Gemeinschaft und unserer gemeinsamen Werte führen.“
Dr. Christian von Boetticher, Geschäftsführer Peter Kölln GmbH & Co. KGaA: „In Folge der Brexit-Entscheidung erfolgte bereits ab 2016 die Abwertung des Pfunds zum Euro. Dies hat schon jetzt zu einem Rückgang deutscher Exporte geführt, da unsere Produkte um bis zu 23 Prozent teurer geworden sind. Es wird vielen Unternehmen nicht mehr möglich sein, Produkte nach Großbritannien zu liefern und andersrum. Das zeigt, wie wichtig der Binnenmarkt ohne Handelsbarrieren ist.“
Prof. Dr. Claus Hipp, Geschäftsführer HiPP-Werk Georg Hipp OHG: „Nicht nur für Babynahrung hat die Europäische Union Standards geschaffen, denen die Verbraucher weltweit vertrauen. Unser Wahlrecht ist eines der stärksten, demokratischen Mittel, um die Zukunft Europas mitzugestalten. Daher liegt es mir am Herzen, dass alle Bürgerinnen und Bürger Europas dieses Recht aktiv nutzen.“
Philipp Hengstenberg, Geschäftsführer Supply Chain Hengstenberg GmbH & Co. KG: „Als Nahrungsmittelunternehmen profitieren wir täglich von einem offenen Europa ohne Handelshemmnisse. Beispielsweise bei der Gewinnung von Fach- und Arbeitskräften oder beim Absatz. Ich bin überzeugt davon, dass ein vereintes Europa die richtige und wichtige Antwort auf die großen Herausforderungen unserer Zeit ist. Der Digitalisierung, Globalisierung, aufstrebenden Weltmächten und Klimawandel können wir nur gemeinsam begegnen.“