Welche Chancen bietet Blockchain im Lebensmittelbereich?

Blockchain für Rückverfolgbarkeit entlang der Lebensmittelkette

- Erste Global Player aus Lebensmittelindustrie und -handel nutzen Blockchain, um Rückverfolgbarkeit und Sicherheit in ihren komplexen Lieferketten zu optimieren. Welche Chancen bieten solche Systeme?
Block chain concept - Chain consists of network connections . 3d rendering

Blockchain (Symbolbild) wird auch für die Food-Branche interessant.

Block chain concept - Chain consists of network connections . 3d rendering

© Sashkin - stock.adobe.com
Bildunterschrift anzeigen

Erste global tätige Unternehmen aus Lebensmittelindustrie und -handel nutzen Blockchain, um Lebensmittelsicherheit und Rückverfolgbarkeit in ihren komplexen Lieferketten zu optimieren. Welche Chancen bieten solche Systeme?

Seit dem Hype um Kryptowährungen wie Bitcoin scheint die Blockchain-Technologie in aller Munde zu sein. Auch für Lieferketten (Supply Chains) im Lebensmittelbereich ist Blockchain von Interesse. Das zeigen die ersten Vorstöße, die bekannte Global Player in diesem Bereich angehen.

Erste Unternehmen setzen auf Blockchain

Im August berichtete die Lebensmittel Zeitung, dass die weltgrößte Reederei Mærsk und IT-Dienstleister IBM den Echtbetrieb ihres Blockchain-Systems aufgenommen hätten. Ziel sei der Aufbau eines weltweiten Netzwerks, das viele Reedereien, Logistikdienstleister und Behörden umfasst, wodurch Lieferketten beschleunigt werden.

Wenig zuvor hieß es bei Forbes, dass Walmart und weitere Händler sowie große Lebensmittelhersteller mit Hilfe von Blockchain (IBM Food Trust) Lieferketten transparenter machen wollen. Hierzu sollen erste Tests bereits seit über einem Jahr laufen. Blockchain soll hier unter anderem dazu beitragen, verdorbene bzw. zurückgerufene Chargen schneller auffindbar zu machen und aus dem Verkehr zu ziehen und die Lebensmittelsicherheit vom Erzeuger bis zum Supermarkt zu verbessern.

Was ist Blockchain?

Vereinfacht gesagt, ist Blockchain ein dezentrales Protokoll für Transaktionen zwischen Akteuren, das jede Veränderung transparent erfasst. Die einzelnen Datensätze, die Blöcke, sind mittels kryptografischer Verfahren miteinander verkettet und können kontinuierlich erweitert werden. Ein Datensatz kann zum Beispiel aus digitalen Dokumenten wie einem Kaufvertrag oder einer Finanztransaktion bestehen. In der Blockchain werden die Datensätze untrennbar miteinander verkettet.

Die neueren bzw. späteren Transaktionen bauen auf früheren Transaktionen auf. Das Netzwerk authentifiziert Block für Block die hinterlegten Informationen und teilt die Authentifizierung im Netzwerk. Soll etwas verändert werden, muss die Mehrheit der beteiligten Rechner beziehungsweise Teilnehmer im Netzwerk zustimmen. Dies verhindert Fälschungen und ermöglicht eine lückenlose Dokumentation.

Vorteile der Blockchain

Im Vergleich mit klassischen Lieferketten-Systemen hat die Blockchain besondere Eigenschaften. So ist sie vor allem:

  • dezentralisiert und offen (dabei aber verschlüsselt): Das ganze System ist dezentral aufgebaut, das bedeutet es verteilt sich auf mehrere Stellen, es gibt keine zentrale Kontrollinstanz. Alle Teilnehmenden der Kette haben die gleichen Rechte und können die Informationen einsehen.
  • unveränderbar: Die Daten sind untrennbar miteinander verkettet. Dadurch wird es so gut wie unmöglich, Existenz oder Inhalt einzelner, früherer Transaktionen zu manipulieren oder zu tilgen, ohne gleichzeitig alle späteren Transaktionen ebenfalls zu zerstören, die die früheren authentifiziert haben.
  • autosynchronisiert: Jeder Teilnehmer der Kette hat den gleichen Stand an Informationen in Echtzeit.

Welche Chancen bietet Blockchain für Rückverfolgbarkeit und Lebensmittelsicherheit?

Blockchain-Technologie soll lückenlose Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln vereinfacht ermöglichen. So kann für einzelne Lebensmittelprodukte ein elektronisches bzw. digitales Verifizierungsnetzwerk bestehen, das in Echtzeit arbeitet. Ein Datensatz beziehungsweise Block entstände zum Beispiel bei einem Obstbauern, dessen Himbeeren Zutaten in einem verarbeiteten Produkt sind. Der Datensatz enthielte beispielsweise die Pflanzenart, die Historie der Behandlung der Pflanze, Erntedatum, eventuell weitere Informationen wie Temperatur, Wetterbedingungen und ähnliches.

Der nächste Datensatz könnte beim Verpacker entstehen mit Daten zu Lagertemperatur, Reinigung der Anlage und ähnlichem; der nächste Block beim Transport, der nächste mit Verarbeitungsdaten in der Weiterverarbeitung, und dann Schritt für Schritt weiter bis zum Verkaufsregal im Einzelhandel (Beispiel nach Growing Produce).

Rückverfolgbarkeit in Sekunden

Die Rückverfolgbarkeit einzelner Lebensmittel und deren Zutaten soll damit innerhalb von Sekunden statt in Tagen erfolgen können. Dadurch könnten im Falle eines Rückrufs Problemquellen und betroffene Produkte schneller identifiziert werden, auch innerhalb komplexer, globaler Lieferketten, berichten Forbes und das Wall Street Journal.

Blockchain noch in der Testphase

Die Blockchain ist eine sich entwickelnde Technologie und kommt gerade erst im Bereich der Lebensmittelwirtschaft an. Es bestehen daher noch diverse Herausforderungen bezüglich bestehender Plattformen, der dort vorliegenden, verschiedenen Daten, Standards sowie Schnittstellen, über die die Daten übertragen werden können.

Daten müssen zum Beispiel von bestehenden Systemen verschiedener Hersteller und Zulieferer der Lieferkette in die gemeinsame Blockchain übertragen werden, und dies für die verschiedenen Lebensmittel und deren Zutaten. Die aktuelle Experimentierphase soll dazu weitere Erkenntnisse liefern.