Bonner Empfang

„Unsere Zukunft und die unserer Kinder muss Europa heißen“

- Zu einem klaren Bekenntnis für Europa hat BLL-Präsident Stephan Nießner beim Bonner Empfang des BLL aufgerufen.

Stephan Nießner, Präsident des Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft BLL, forderte beim Bonner Empfang ein klares Bekenntnis für Europa.

Stephan Nießner, Präsident des Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft BLL, forderte beim Bonner Empfang ein klares Bekenntnis für Europa.

© BLL/Mareike Tocha
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Zu einem klaren Bekenntnis für Europa hat Stephan Nießner, Präsident des Spitzenverbands der deutschen Lebensmittelwirtschaft BLL, beim Bonner Empfang des Verbands am Freitag aufgerufen.

„Wir müssen wieder Denkanstöße und Anreize für europäische Lösungen schaffen“, forderte BLL-Präsident Nießner mit Blick auf die Europawahl im Mai 2019. „Nationale Alleingänge von Mitgliedstaaten sind Ausdruck von Populismus, Protektionismus und Kurzsichtigkeit. Sie sind kontraproduktiv für den Binnenmarkt eines einheitlichen Europas und deshalb zwingend zu unterlassen.“

Nationale Alleingänge kontraproduktiv

Als Beispiel nannte Nießner die verpflichtende Herkunftskennzeichnung für bestimmte Rohstoffe, die in einigen Ländern wie Frankreich oder Italien eingeführt wurde. Denn eigentlich können die Mitgliedstaaten nur dann Maßnahmen hinsichtlich der verpflichtenden Angabe des Herkunftsorts von Lebensmitteln treffen, wenn nachweislich eine Verbindung zwischen bestimmten Qualitäten des Lebensmittels und seinem Ursprung oder seiner Herkunft besteht. „Aber kann wirklich für französische Milch nachgewiesen werden, dass sie besser ist, weil sie aus Frankreich kommt?“ fragte Nießner skeptisch.

Liegen gebliebene Regelungsinitiativen wieder aufgreifen

Nießner betonte zudem die positive Errungenschaft eines gemeinsamen europäischen Marktes, der aufgrund eines harmonisierten Verbraucher- und Gesundheitsschutzniveaus funktioniere. Gleichzeitig rief er zum Handeln auf: „In der nächsten Legislaturperiode müssen nun Regelungsinitiativen in Angriff genommen werden, die fünf oder gar zehn Jahre nicht bearbeitet worden sind. Das geht von Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln über die Entscheidung zum Umgang mit Nährwertprofilen bis hin zu der Anwendung der gegenseitigen Anerkennung. In vielen Fällen haben sich die Mitgliedstaaten bis jetzt nahezu geweigert, ihrer Verpflichtung zur gegenseitigen Anerkennung nachzukommen. Das muss sich definitiv ändern, denn es gibt in aller Regel keine Rechtfertigung, um die Vermarktung von Erzeugnissen abzulehnen, die den Vorgaben in anderen Mitgliedstaaten entsprechen – auch denn nicht, wenn Bier nicht nach dem Reinheitsgebot gebraut wurde oder Likör einen geringeren Alkoholgehalt aufweist.“

EU vor großen Herausforderungen

„Die Europäische Union und damit die Lebensmittelwirtschaft stehen vor großen Herausforderungen“, stellte Nießner fest. „Denn wenn sich Nationalismus und Protektionismus weiterverbreiten, dann wird das auch langfristig der Lebensmittelwirtschaft, ihren Mitarbeitern und ihren Kunden schaden.“ Jetzt sei von teuren Whiskypreisen die Rede, Gleiches könne aber für alle Spezialitäten und vor allem für die Rohstoffe aus allen Ländern zutreffen.

„Unsere Zukunft und die unserer Kinder muss Europa heißen, alles andere ist ein riesiger Schritt zurück. Das bedeutet mehr Engagement für europäische Lösungen und zwar jedes einzelnen Mitgliedstaates. Deutschland muss dem europäischen Gedanken Rückenddeckung geben“, lautete Nießners Plädoyer.

Schwerpunkte der Umsetzungsbehörde

Einen Überblick über die Schwerpunkte der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) und deren Institutionen Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) und Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) gab im Anschluss BLE-Präsident Dr. Hanns-Christoph Eiden.

Themenschwerpunkte des BZfE seien 2019 unter anderem die Förderung des Stillens, bessere Kita- und Schulverpflegung, eine weitere Verbreitung des „Ernährungsführerscheins“, sowie ein Fokus auf die Nachhaltigkeit des Konsums. Er betonte, das Thema der „Guten Ernährung“ müsse in seiner ganzen Komplexität von Erzeugung bis zu einem nachhaltigen Konsum betrachtet werden. Dabei sei eine Zusammenarbeit der Politik mit Wissenschaft und Wirtschaft essenziell: „Gemeinsam erreichen wir mehr“, twitterte Eiden im Nachgang der Veranstaltung.

In einem abschließenden, kurzweiligen Vortrag erläuterte Superintendent Dr. Bertold Höcker vom Evangelischen Kirchenkreis Berlin Stadtmitte den „moralischen Wert der Wirtschaft aus christlicher Sicht.“

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