15.02.2019
| Digitalisierung
Smartphone, Konsole & Co: "Zeit für gestiegenen Konsum fehlt Kindern im realen Leben"
Interview mit Kinder- und Jugendarzt Dr. Uwe Büsching

© JackF - stock.adobe.com
Kinder an ihren Smartphones
Interview mit Dr. Uwe Büsching
Herr Büsching, welchen Einfluss hat die soziale Herkunft auf das gesunde Aufwachsen und insbesondere den Konsum von Bildschirmmedien – Smartphones, Konsolen, Computer – von Kindern?
Eltern aus bildungsferneren Schichten erhoffen sich durch den Umgang ihrer Kinder mit digitalen Bildschirmmedien höhere Bildungschancen. Die soziale Herkunft, noch mehr das Soziale Kapital im Sinne Andreas Klockes, ist als Ressource für Gesundheit anerkannt und damit entscheidend für das gesunde Aufwachsen. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Nicht gut ausgebildete Kompetenzen im Umgang mit Werbung, Kulturkonflikte in Bezug auf Kindererziehung und der Wunsch nach Kompensation sozialer Nachteile durch Erwerb von Statussymbolen bis zur schweren Verschuldung.
Wo nehmen die Kinder die Zeit für diesen gestiegenen Medienkonsum her?
Die Zeit für den gestiegenen Konsum digitaler Bildschirmmedien fehlt im realen Leben. Das beginnt damit, dass Langeweile, die ja oft Ausgang konstruktiven, innovativen Denkens ist, nicht mehr zugelassen wird, und endet beim Verlust von realen sozialen Beziehungen und der Teilhabe an Sporttraining und Sportwettkämpfen. Viele wollen es nicht glauben, die FORSA Studie im Auftrag der DAK belegt für 12–18 jährige – schreibt aber von Kindern – 25 Prozent nutzen digitale Bildschirmmedien an Werktagen vier und mehr Stunden, am Wochenende sind es 50 Prozent.
Welche Möglichkeiten haben Eltern, den Medienkonsum ihrer Kinder zu reglementieren?
Eltern haben viele Chancen, den Gebrauch digitaler Bildschirmmedien zu reglementieren. Es steht außer Frage, Eltern sind auch bei der Nutzung digitaler Bildschirmmedien Vorbild ihrer Kinder. Die kritische Distanz muss bereits im Säuglingsalter beginnen. Im Kindergartenalter gilt ein sehr restriktiver Umgang der Eltern mit digitalen Bildschirmmedien als guter Anfang.
Hinweise von Dr. Büsching für weitere Informationen
- Stiftung Kind und Jugend: Pädiatrische Empfehlungen für Eltern zum achtsamen Bildschirmmediengebrauch (PDF-Flyer)
- Anleitungen erhalten Eltern auch bei SCHAU HIN und no-zoff.ch.
Dr. Uwe Büsching

© privat
Dr. Uwe Büsching
Der peb-Kongress „Gesund aufwachsen in einer digitalen Welt“ findet am 20. Februar 2019 in Berlin statt. Informationen zum Programm und zur Anmeldung hier.
Die Antworten von Interviewpartnern auf dieser Website geben deren Position wieder, die sich nicht zwangsläufig mit der des Verbands BLL deckt.