Tag des Deutschen Bieres am 23. April

Von der Corona- zur Energiekrise – Brauer „feiern“ mit gemischten Gefühlen

- Jährlich am 23. April wird die älteste bestehende lebensmittelrechtliche Vorschrift, das 1516 verkündete Reinheitsgebot, gefeiert. Doch neben positiven Fakten zu den aktuellen Biertrends, sieht sich der Deutsche Brauer-Bund vor allem auch mit großen Herausforderungen konfrontiert.
eine große Auswahl an Biersorten in verschiedenen Biergläsern

Aus nur vier Zutaten entsteht in rund 1.500 deutschen Brauereien Tag für Tag eine Vielfalt von circa 50 verschiedenen Sorten und mehr als 7.500 einzelnen Biermarken.

© Deutscher Brauer-Bund e. V.
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Jedes zweite getrunkene Bier ist ein Pils
Die beliebteste Biersorte der Deutschen ist mit einem Marktanteil von rund 50 Prozent das Pils. Auf Platz zwei folgt mit 9 Prozent das Helle, das vor allem im Süden beliebt ist. Platz 3 belegen Biermischgetränke, gefolgt von alkoholfreien Bieren auf Platz 4. Seit 2007 hat sich die Produktion alkoholfreier Biersorten in Deutschland mehr als verdoppelt – auf gut 680 Millionen Liter im Jahr 2021, womit sie mittlerweile 8 Prozent des Marktes ausmachen. Der Brauer-Bund rechnet damit, dass schon bald jedes zehnte in Deutschland gebraute Bier alkoholfrei sein wird. Laut Brauer-Bund schätzen die Verbraucher:innen bei den Alkoholfreien besonders den guten Geschmack und die geringe Kalorienzahl. Weitere Trends sind regionale Spezialitäten wie Landbiere, Sauerbiere oder Kellerbiere, die zum Teil auf alten oder neu interpretierten Rezepturen und wildgezüchteten Hefen beruhen. Ein Beispiel hierfür ist die Berliner Weisse.

Corona-Pandemie hat Spuren hinterlassen
Die Brauereien, die vor allem mittelständisch und handwerklich geprägt sind, mussten in den letzten zwei Jahren jedoch einige Rückschläge verkraften. Die pandemiebedingten Lockdowns, in denen Volksfeste und Konzerte nicht möglich waren, Gaststätten, Kneipen und Co. komplett geschlossen waren oder nur unter strengen Auflagen und mit dezimierter Gästezahl öffnen durften, hatten natürlich auch Auswirkungen auf die Zulieferbranchen, u. a. die Brauereien. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts ging der Inlandsabsatz für Bier im Jahr 2021 im Vergleich zum Rekordminus von 2020 nochmals um 3,4 Prozent auf 7 Milliarden Liter zurück. Gegenüber 2019, dem Jahr vor der Corona-Krise, war der Inlandsabsatz 2021 sogar um 8,6 Prozent niedriger. Laut Statistischem Bundesamt waren Ende 2021 rund 1.512 Braustätten registriert. Damit mussten 40 Brauereien ihren Betrieb im Vergleich zum Corona-Vorjahr (2019: 1.552) einstellen.

Nach Corona kommt die Sorge um Gaslieferungen
Durch die Lockerungen der Corona-Maßnahmen erhält die Brauwirtschaft zwar endlich wieder eine Perspektive, doch seit dem Krieg in der Ukraine und den politischen Sanktionen gegenüber Russland steht nun die nächste Herausforderung vor der Tür. Die Brauereien haben wie viele andere Branchen der Ernährungsindustrie in den vergangenen Jahren auf Gas umgestellt. Was passiert also bei einem Gas-Lieferstopp? Hinzu kommt, dass der russische Markt, der immerhin zweitgrößter Absatzmarkt für deutsches Bier nach Italien war, komplett wegfällt. Denn natürlich haben sich die Brauereien nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine bewusst aus dem russischen Markt zurückgezogen.

Auch wenn die Brauwirtschaft also nach wie vor mit großen Herausforderungen zu kämpfen hat, ist der 23. April ein Grund zum Optimismus. 507 Jahre Reinheitsgebot steht für die Bewahrung einer althergebrachten Handwerkstechnik und einer beachtliche Braukunst. Denn aus nur vier Zutaten entsteht in rund 1.500 deutschen Brauereien Tag für Tag eine Vielfalt von circa 50 verschiedenen Sorten und mehr als 7.500 einzelnen Biermarken.

Grafik "Was bedeutet das Reinheitsgebot?"
© Lebensmittelverband Deutschland
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