EU-Kommission legt EU-Plan für die Gesundheit von Herz und Kreislauf vor
ein blaues Herz, drumherum EU Sterne und Vitalzeichen
© andrewtimothy/envatoDer Plan stützt sich auf drei Säulen, Prävention, Früherkennung und Behandlung/Rehabilitation und wird durch Querschnittsthemen wie Digitalisierung, Innovationsförderung und den Abbau sozialer Ungleichheiten ergänzt. Im Bereich Prävention hebt die Kommission vor allem ernährungsbezogene Risikofaktoren hervor. Sie nennt eine stärkere Ausrichtung an gesunden Ernährungsgewohnheiten, eine geringere Aufnahme von Salz, Zucker und Fett sowie eine höhere Aufnahme von Obst und Gemüse.
Wissenschaftliche Evidenz muss Grundlage bleiben
Besondere Aufmerksamkeit widmet der Plan allerdings den sogenannten „hochverarbeiteten“ Lebensmitteln – ein Konzept, das wissenschaftlich höchst umstritten ist und keinen Konsens erfährt. Ernährungsfachgesellschaften in mehreren europäischen Staaten, darunter die nordischen Länder und Deutschland, nutzen es ausdrücklich nicht als Grundlage für ihre Ernährungsempfehlungen. Denn die Verarbeitung eines Lebensmittels sagt nichts über dessen Gesundheitswert aus, entscheidend ist die Einordnung ins gesamte Ernährungsmuster.
Der Lebensmittelverband sieht zudem mit Blick auf die im Plan enthaltenen Vorschläge wie „mögliche finanzielle Maßnahmen“, also zum Beispiel Steuern oder Abgaben, Risiken, die nicht zu einer Verbesserung der öffentlichen Gesundheit beitragen, zugleich aber Wirtschaft und Verbraucherinnen und Verbraucher belasten würden. Denn Steuern oder Abgaben würden zu zusätzlichen Kosten und umfassender Bürokratie führen – insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen. Damit droht auch die vereinbarte EU-Agenda zur Regelungsvereinfachung und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit geschwächt zu werden.
Starke Reformulierungs- und Innovationsleistung der Branche
Positiv hervorzuheben ist das klare Bekenntnis der Kommission zu einer konstruktiven Zusammenarbeit aller Beteiligten. Ebenso erkennt die Kommission die Reformulierungsbemühungen der Lebensmittelbranche an. Die Lebensmittelwirtschaft arbeitet seit Jahren konsequent an ihren Rezepturen: weniger Salz, weniger Zucker und gesättigte Fettsäuren. Diese Entwicklungen werden beispielsweise durch das Produktmonitoring des Max-Rubner-Instituts bestätigt. Innovation, Reformulierung und verantwortungsvolle Produktentwicklung sind zentrale Hebel für eine ausgewogene Ernährung und nicht pauschale Verbote, zusätzliche Steuern oder die Fokussierung auf einzelne Verarbeitungsschritte. Der Lebensmittelverband plädiert daher für einen evidenzbasierten, partnerschaftlichen Ansatz, um zu einer verbesserten Ernährungsgesundheit in Europa beizutragen, der Reformulierung, Aufklärung und Innovation in den Mittelpunkt stellt.
Ausführliche Informationen zur Kritik des Lebensmittelverbands an dem Konzept der „hochverarbeiteten“ Lebensmittel finden sich im Fragen- und Antwortenkatalog unter der Rubrik „Verarbeitung“