03.01.2018
| Ernährung
Vegan lebende Menschen sehr gut über Nährstoffversorgung informiert
Interview mit Julia Schneider von ProVeg

© marilyn barbone - Fotolia.com
Vegane Ernährung: Viel frisches Obst und Gemüse sowie Hülsenfrüchte und Vollkorngetreideprodukte.
Laut einer Studie der Universität Jena geben die meisten Veganer als wichtigsten Beweggrund für ihre Ernährungs- und Lebensweise moralische Aspekte an. Auf Platz zwei folgen gesundheitliche Gründe.
Frau Schneider, was macht die vegane Ernährung zu einer gesunden Ernährung?
Julia Schneider: Der hohe Fleischkonsum sowie der Konsum anderer tierischer Produkte ist eine der Hauptursachen verbreiteter Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und zu hohe Cholesterinwerte. Zahlreiche Studien haben diese Zusammenhänge nachgewiesen. Eine vegetarisch-vegane Ernährung kann eine entscheidende Rolle bei der Vorbeugung zahlreicher chronischer Erkrankungen sowie ihrer Behandlung spielen. Auch aufgrund der steigenden Anzahl von Lebensmittelskandalen bedeutet eine vegetarische oder vegane Ernährung mehr „Lebensqualität“. Sie ist das Beste, was wir für unsere Gesundheit tun können.
Gibt es von ProVeg (ehemals Vegetarierbund Deutschland) spezielle Ernährungstipps für Veganer?

© ProVeg (ehemals Vebu)
Vegane Ernährungspyramide nach Keller (2016), Quelle: vebu.de
Können Veganer mit einer rein pflanzlichen Ernährungsweise ihren täglichen Nährstoffbedarf decken? Wo bestehen Herausforderungen?
JS: Eine ausgewogene und vielfältige vegane Ernährung ist für alle Lebensphasen geeignet und versorgt den Körper mit allen nötigen Nährstoffen und mit annähernd allen Vitaminen. Unsere Erfahrungen zeigen, dass vegan lebende Menschen sehr gut über ihre Nährstoffversorgung informiert sind. Sie wissen, welche pflanzlichen Nahrungsmittel ihnen die nötigen Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe liefern. Über angereicherte Nahrungsmittel, Nahrungsergänzungsmittel und eine Vitamin-B12-Zahncreme ist die ausreichende Versorgung mit Vitamin B12 gewährleistet. ProVeg (ehemals Vegetarierbund Deutschland) trägt entscheidend dazu bei, das Wissen über eine vegetarisch-vegane Ernährung zu verbreiten und den Verbrauchern wichtige Informationen an die Hand zu geben.
Nährstoffe wie Zink, Selen, Vitamin D oder Omega-3-Fettsäuren sind vor allem in tierischen Lebensmitteln enthalten. Vegetarier und Veganer, die auf diese verzichten, haben es eventuell schwerer diesen Bedarf zu decken. Wie bewerten Sie die das?
JS: Zink steckt besonders in Vollgetreide, Hülsenfrüchten, Ölsamen und Nüssen. Lein-, Hanf-, Walnuss- und Rapsöl versorgen den Körper mit Omega-3-Fettsäuren. Paranüsse stellen Selen zur Verfügung, bereits eine geringe Menge ist hier ausreichend. Reich an Jod und Omega-3-Fettsäuren sind auch Algen, die hierzulande aktuell immer beliebter werden. Durch den regelmäßigen Aufenthalt im Freien kann auch der Tagesbedarf an Vitamin D optimal gedeckt werden. Kurz: mit einer ausgewogenen Ernährungszusammenstellung, können alle notwendigen Nährstoffe ganz einfach zugeführt werden. Einzig Vitamin B12 sollte aufmerksam beobachtet und über entsprechende Zugaben sichergestellt werden. Das Angebot ist hier sehr vielfältig und eine ärztliche Beratung ist empfehlenswert.
ProVeg empfiehlt, Blutwerte einmal jährlich vom Arzt untersuchen zu lassen. Am wichtigsten sind hier B12-Werte, Vitamin D und Eisen. Bei Bedarf oder in bestimmten Lebenssituationen empfehlen sich weitere Werte wie Selen, Zink oder Omega-3-Fettsäuren.
Haben Sie noch einen Tipp für alle, die mehr erfahren wollen?

© ProVeg
Julia Schneider ist Oecotrophologin und Leiterin Vertrieb und Qualitätsmanagement als Head of V-Label bei ProVeg (ehemals Vegetarierbund Deutschland).