Freigeist der Küche soll Ernährung der Zukunft bereichern
Warum Hanf-Lebensmittel in die Ernährung der Zukunft gehören, hat uns Sebastian Kamphorst, CEO von LAIA’s Proteinhanf, im Interview kurz vor der Grünen Woche erzählt.
„Wie schmeckt die Zukunft?“ – so lautet das Motto des Gemeinschaftsstandes der deutschen Lebensmittelwirtschaft auf der Internationalen Grünen Woche 2019 in Berlin. Beantwortet wird diese Frage dabei nicht nur von etablierten Unternehmen aus Industrie, Handel und Systemgastronomie, sondern auch von Impulsgebern aus der Food-Startup-Szene wie dem Hanf-Food-Startup LAIA's Proteinhanf aus Berlin. Wir haben mit CEO Sebastian Kamphorst vorab über die Rolle von Hanf als Lebensmittel für den Geschmack der Zukunft gesprochen.
Sebastian Kamphorst, LAIA's Proteinhanf, im Interview
„Hanfprodukte aus Berlin“ – Das ist das Motto eures Startups „LAIA‘S“. Was macht ihr genau?
Sebastian Kamphorst Wir bieten unseren Kunden Hanf-Rohstoffe an: Hanfnüsse, Hanfherzen – also geschälte Hanfsamen –, Hanföl, Hanf-Proteinpulver und CBD-Öl. Dabei ist uns besonders der Geschmack wichtig: Hanf ist eine Nussart und bei richtiger Verarbeitung schmecken Hanfherzen und Proteinpulver cremig-süßlich und leicht nussig. Unser Streben ist daher immer frische und leckere Rohstoffe anbieten zu können. Wir beziehen unseren Hanf ausschließlich von unseren europäischen Hanfbauern und bieten Kunden transparente Rückverfolgbarkeit, bis aufs Feld.
Warum bietet sich gerade Hanf als Lebensmittel an?
SK: Keine bekannten Allergene, glutenfrei, heimisch, vielfältig nutzbar und dazu nussig lecker. Das sind gute Argumente für den Beginn. Hanf enthält alle essentiellen Aminosäuren und ein dem Menschen ähnliches Aminosäureprofil macht die Wertigkeit der Proteine sehr hoch. Die Samen enthalten einen hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren mit einem sehr guten Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3. Unsere Produkte werden von Konsumenten und Unternehmern für ganz verschiedene Bereiche genutzt: Energydrinks, Fleischersatzprodukte, Milchersatzprodukte, Eiscreme, Proteinmischungen, zum Fermentieren, pur oder in der Kosmetik.
Würdest du sagen, Hanf ist ein Trend-Lebensmittel?
SK: Hanf ist eine europäische Kulturpflanze und wurde bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts viel angebaut. Und wir sind davon überzeugt, dass Hanf wieder einen größeren Platz in der europäischen Küche einnehmen wird, getrieben durch die Nachfrage nach veganen und nachhaltigen Produkten. Inzwischen ist Hanf kein Nischenprodukt oder Trend mehr, sondern in vielen Bereichen in der Lebensmittelkette angekommen. Und damit haben sich auch die Anforderungen an das Produkt geändert: Waren die Pioniere noch damit zufrieden, „überhaupt“ Hanfprodukte konsumieren zu können, müssen die Qualitäten heute den hohen Anforderungen der veganen oder vegetarischen Küche, aber auch denen großer Industrieunternehmen entsprechen.
Wo seht ihr da eure Position? Wie wird LAIA’s den Geschmack der Zukunft bereichern?
SK: Wir bieten frische und süß-leckere Rohstoffe an, so wie der Hanf von Natur aus schmeckt, ohne jegliche Zusatzstoffe. Mit hohen Qualitätsstandards verarbeitet und von hier. Wir sind transparent und unsere Kunden können den Anbau bis aufs Feld zurückverfolgen. Dies ist die Basis für die vielen Versuche und Kooperationen, die wir mit Unternehmen aus der verarbeitenden Industrie machen: Oftmals wird daran gearbeitet, andere Rohstoffe durch Hanf zu ersetzen. Natürlich gibt es kein Wunder- oder Allheilmittel und auch Hanf wird nicht jeden Konsumenten überzeugen können. Aber: Hanf hat viele positiven Eigenschaften und eine sehr treue, anspruchsvolle, gut informierte und schnell wachsende Fangemeinde, so wie wir sie bei einem anderen Rohstoff nicht kennen. Hanf wird die Zukunft als Freigeist der Küche bereichern.
Hanf-Lebensmittel haben in Deutschland aktuell noch mit einigen Herausforderungen zu kämpfen. Kannst du diese kurz umschreiben?
SK: Hanf ist für Landwirte eine attraktive Kultur – Sie bringt meist einen höheren Deckungsbeitrag als andere Früchte und sie hat einen großen Mehrwert in der Fruchtfolge: Durch natürliche Unkrautunterdrückung und Bodenlockerung. Unsere Herausforderung ist die unklare Gesetzeslage im Bereich der Hanf-Lebensmittel. Auch der von uns genutzte Industriehanf hat THC, jedoch in geringerer Konzentration als beim Arznei-Hanf. Der Rohstoff ist nur marktfähig bei einem THC-Gehalt von unter 0,2 Prozent.
Was würdet ihr euch seitens der Politik und weiterer Entscheider für die Zukunft wünschen?
SK: Wir würden uns für Verarbeiter, Landwirte und Konsumenten gleichermaßen sinnvolle Grenzwerte wünschen, um nicht im Vergleich zur außereuropäischen Konkurrenz aus den USA, Kanada und China weiter benachteiligt zu werden. Wir sind ja selber auch Konsumenten und verlassen uns in allen anderen Bereichen auf die Einschätzungen der Aufsichtsbehörden. In diesem speziellen Fall, und weil wir uns naturgemäß intensiv damit auseinandersetzen, denken wir, dass eine Neubewertung der maximalen THC-Gehalte in Lebensmitteln für alle Gruppen wünschenswert wäre. Die tollen Inhalts- und Wirkstoffe der Hanfsamen sind unbestritten, und Hanf kann eine zukunftsfähige, alternative heimische Proteinquelle werden. Dies liegt auf Linie mit den Bestrebungen der EU, eine höhere Eigenversorgung mit Proteinen zu fördern. Gebt aber bitte den Verarbeitern und Produzenten mehr Sicherheit und schließt zu internationalen Erkenntnissen auf!
Die Grüne Woche 2019 wird eine gute Möglichkeit sein, rund um das Thema Hanf als Lebensmittel ins Gespräch zu kommen. Was wird es bei euch am Gemeinschaftsstand der deutschen Lebensmittelwirtschaft zu entdecken geben?
SK: Unsere vier aus dem Hanfsamen gewonnenen Rohstoffe: Nüsse, Herzen, Öl und Proteinpulver zum Probieren. Wir denken, dass der Geschmack überzeugen muss und wir freuen uns auf das Urteil der Besucher und die überraschten Gesichter.
Vielen Dank für das Interview!
Den Gemeinschaftsstand der Deutschen Lebensmittelwirtschaft „Wie schmeckt die Zukunft?“, organisiert von BLL und BVE, findet sich auf der Internationalen Grünen Woche 2019 in Halle 22a.
* Die Antworten von Interviewpartnern auf dieser Website geben deren Position wieder, die sich nicht zwangsläufig mit der des Verbands BLL deckt.