20-jähriges Jubiläum des AK NEM

Konferenz "Nahrungsergänzungsmittel – aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen"

- Am 14. September 2023 feierte der Arbeitskreis Nahrungsergänzungsmittel (AK NEM) im Lebensmittelverband Deutschland e.V. mit einer Fachveranstaltung sein 20-jähriges Bestehen mit mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik, Behörden und Wissenschaft.
AK NEM Logo auf orangenem Hintergrund
© Lebensmittelverband Deutschland
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Diskutiert wurden während der Konferenz drei Themengebiete – intensiv, kontrovers, aber stets konstruktiv – die die Nahrungsergänzungsmittelbranche bis heute beschäftigen: Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe, Pflanzen und Pflanzenstoffe (Botanicals) sowie Kommunikation rund um Nahrungsergänzung. Im Anschluss an die Veranstaltung konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gespräche in entspannter Atmosphäre beim Get-together im Haus der Land- und Ernährungswirtschaft in Berlin vertiefen.

AK NEM – Impulsgeber für die gesamte Lebensmittelbranche

Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbands Deutschland, begrüßte in seiner Rede die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung und unterstrich die Bedeutung des AK NEM unter dem Dach des Lebensmittelverbands für die Branche, aber auch für den Dachverband selbst. Der Arbeitskreis, der seit seiner Gründung im Jahr 2003 auf mittlerweile knapp 70 Mitglieder gewachsen ist, agiert seit Jahren erfolgreich als nationaler Fachverband. Mit seinem Engagement für europäische Lösungen ist er oftmals Impulsgeber für die gesamte Lebensmittelbranche – denn Nahrungsergänzungsmittel sind Teil des Lebensmittelangebotes. So hat es der europäische Gesetzgeber vor über 20 Jahren entschieden. Eine wichtige und bis heute richtige Entscheidung, wie Minhoff betonte.

Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer Lebensmittelverband Deutschland, am Rednerpult

Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer Lebensmittelverband Deutschland

© Tobias Rücker/Lebensmittelverband Deutschland
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Oberste Prämisse des AK NEM – konstruktiver Dialog und verantwortungsvolles Handeln

Dr. Ulrike Weingärtner, Vize-Vorsitzende des AK NEM / Klosterfrau, schaute in ihrer Eröffnungsrede auf die Entwicklung des AK NEM in den letzten 20 Jahren zurück und zeigte auf, wofür der AK NEM heute steht. Er setzte sich von Anfang an dafür ein, dass Verbraucherinnen und Verbraucher aus einem Angebot von sicheren und qualitativ hochwertigen Produkten auswählen können. Er vertritt nicht nur national, europaweit und international die Interessen seiner Mitglieder, sondern hat sich als zentraler und kompetenter Ansprechpartner für alle etabliert, die sich mit Nahrungsergänzungsmitteln beschäftigen. Oberste Prämisse ist dabei bis heute, der offene Dialog, ein verantwortungsvolles Handeln und eine seriöse Kommunikation, nicht nur, aber auch in Richtung Fachkreise und Verbraucher. Dabei geht es um Information und Aufklärung, aber auch um die Debatte darüber, welche Chancen in der Nahrungsergänzung für den Einzelnen aber auch für die Gesellschaft liegen. Der AK NEM unterstützt die Forschung und den wissenschaftlichen Nachwuchs, denn nur auf Basis anerkannter wissenschaftlicher Erkenntnisse können Lösungsansätze für aktuelle Herausforderungen entwickelt und etabliert werden – wie dies zum Beispiel bei der Festsetzung von Höchstmengen für Vitamine der Fall ist.

Dr. Ulrike Weingärtner, Vize-Vorsitzende des AK NEM, während ihrer Rede

Dr. Ulrike Weingärtner, Vize-Vorsitzende des AK NEM

© Tobias Rücker/Lebensmittelverband Deutschland
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Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe – Einigung in laufender Legislatur wenig wahrscheinlich

Dr. Carolin Bendadani, Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), berichtete über die Aktivitäten der Europäischen Kommission, die die Ableitung und Festlegung von europaweit geltenden Höchstwerten für Vitamine und Mineralstoffe zum Ziel haben. Auf Initiative Deutschlands wurden Anfang 2020 die Beratungen auf europäischer Ebene hierzu erneut aufgegriffen. Dr. Bendadani erläuterte die grundsätzlichen Überlegungen, die den Diskussionen in der hierfür gegründeten Task Force zugrunde lagen, sowie den aktuellen Stand der Beratungen. Die Task Force hat konkrete Vorschläge erarbeitet, die es im nächsten Schritt mit allen Mitgliedstaaten und Stakeholdern zu diskutieren gilt. Insbesondere aufgrund der verzögerten Veröffentlichung von aktualisierten Sicherheitsbewertungen zu ausgewählten Nährstoffen durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) erscheint aber eine Einigung auf gesetzlich verankerte Vorgaben in der laufenden Legislaturperiode wenig wahrscheinlich.

Dr. Carolin Bendadani (BVL) am Rednerpult während ihres Vortrags

Dr. Carolin Bendadani, Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

© Tobias Rücker/Lebensmittelverband Deutschland
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AK NEM unterstützt wissenschaftlich fundierte und fakten-basierte Festlegung von Höchstmengen

Kirstin Becker, Merz, verwies in ihrem Vortrag auf das schon seit Jahren andauernde Engagement der Wirtschaft, was nicht zuletzt durch das wirtschaftseigene Höchstmengenmodell deutlich wird, das gemeinsam mit dem europäischen Verband basierend auf realen Verzehrsdaten schon vor Jahren erarbeitet und in die Diskussion eingebracht wurde. Seitdem hat sich der AK NEM dafür eingesetzt, wissenschaftlich basierte Höchstmengen in der EU für ein europaweit einheitliches Schutz- und Sicherheitsniveau für die Verbraucherinnen und Verbraucher als auch zum Wohle des freien Warenverkehrs zu etablieren. Wichtig wäre, dass die politischen Entscheidungsträger frühzeitig auch die Wirtschaft einbinden und die Konsequenzen und Herausforderungen, mit denen die Nahrungsergänzungsmittelbranche konfrontiert ist und sein wird, in den Beratungen berücksichtigen würden. Es gelte, Höchstmengen nur so restriktiv wie nötig festzusetzen und angemessene Übergangsfristen festzulegen, um Angebotsvielfalt und Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und zugleich die Belastungen durch notwendige Produktumstellungen so niedrig wie möglich zu halten.

Kirstin Becker (Merz) während ihre Vortrags am Rednerpult

Kirstin Becker, Merz

© Tobias Rücker/Lebensmittelverband Deutschland
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Nahrungsergänzungsmittel bereits heute sicher

In der anschließenden Diskussion der Referentinnen gemeinsam mit Dr. Katrin Stolle, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), und Antje Preußker, Lebensmittelverband Deutschland, wurde die Hoffnung aller deutlich, dass die Beratungen zu harmonisierten europäischen Höchstmengen in absehbarer Zeit fortgesetzt und finalisiert werden können. Antje Preußker betonte abschließend, dass – unabhängig einer europäischen Einigung – Nahrungsergänzungsmittel aber bereits heute sicher sein müssen – und es auch sind, auch wenn dies in der Öffentlichkeit oftmals anders dargestellt wird.

Podiumsdiskussion mit Moderator Dr. Bernd Haber, BASF; Antje Preußker, Lebensmittelverband; Kirstin Becker, Merz; Dr. Katrin Stolle, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und Dr. Carolin Bendadani, BVL (v.l.n.r.)

© Tobias Rücker/Lebensmittelverband Deutschland
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Einigung auf europaweit einheitliche Positivliste für Pflanzenstoffe weiterhin nicht absehbar

Dr. Evelyn Breitweg-Lehmann, Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), stellte die Arbeiten zu Pflanzen und Pflanzenstoffen in Nahrungsergänzungsmitteln sowie sonstigen Stoffen auf nationaler und auf europäischer Ebene vor. In Deutschland hat das BVL gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Bundesländer sowie Expertinnen und Experten aus der Schweiz und Österreich die sogenannten „Stofflisten des Bundes und der Bundesländer“ veröffentlicht, bisher zu Pflanzen und Pflanzenteilen sowie Pilzen. Diese stellen eine nicht rechtsverbindliche Orientierungshilfe zur Einstufung von Stoffen und deren Verwendung in Lebensmitteln dar. Vor dem Hintergrund der ganz unterschiedlichen Traditionen und bereits existierender Positiv- und/oder Negativlisten der Mitgliedstaaten gestaltete es sich weiterhin schwierig, eine europaweit einheitliche Liste zu erarbeiten. Dr. Breitweg-Lehmann berichtete, dass es jedoch einer Arbeitsgruppe der sogenannten Heads of Food Safety Agencies (HoA) gelungen sei, eine Liste von Pflanzen zu erarbeiten, für die der Kommission eine Nichtverwendung oder eine beschränkte Anwendung in Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln vorgeschlagen werden soll.

 

Dr. Evelyn Breitweg-Lehmann während ihres Vortrags am Rednerpult

Dr. Evelyn Breitweg-Lehmann, Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

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Pflanzen und Pflanzenstoffe in Lebensmitteln – Anerkennung des traditionellen Wissens notwendig

Patrick Coppens, Food Supplements Europe (FSE), stellte vertiefend die Traditionen, Herausforderungen und Chancen dar, die mit der Verwendung von Botanicals in Nahrungsergänzungsmitteln verbunden seien. Es wurde deutlich, welch große Bedeutung Pflanzen und Pflanzenzubereitungen für die Ernährung und damit auch für die Branche haben. Daraus resultiere die Forderung nach rechtssicheren Vorgaben innerhalb der EU, um qualitativ hochwertige pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel anbieten zu können und um einen fairen Wettbewerb zu sichern. Coppens führte weiter aus, dass die Branche bereits seit Jahren die europäischen Anstrengungen mit Blick auf produktspezifische Vorgaben in Bezug auf Auslobung, Qualität und Sicherheit unterstützt. Voraussetzung wäre u. a. ein Verfahren mit adäquatem Nachweis des Gesundheitsnutzens bzw. ein Bewertungsstandard, der auf dem Prinzip der Wirksamkeitsplausibilität beruht, d. h. eine plausible Wirksamkeit aufgrund langer Verwendung und Erfahrung entsprechend anerkennt.

Patrick Coppens während seines Vortrags am Rednerpult

Patrick Coppens, Food Supplements Europe (FSE)

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Internethandel als große Herausforderung für Alle

In der anknüpfenden Diskussion, an der auch Dr. Ulrike Weingärtner und Vera Grochowski, Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen (LUA) Sachsen, teilnahmen, wurden weitere Aspekte zum Thema Botanicals erörtert. So schilderten die Vertreterinnen der zuständigen Behörden die großen Herausforderungen bezüglich pflanzlicher Nahrungsergänzungsmittel, die über den Internethandel erworben werden können –unwissende bis bewusst illegal agierende Hersteller, zumeist aus dem Ausland, brächten Produkte auf den Markt, die nicht sicher und/oder von geringer Qualität seien. Dr. Weingärtner unterstrich, dass der AK NEM sich von solchen Machenschaften eindeutig distanziere und die Anstrengungen der Behörden, wo möglich, unterstützen würde. So hätte der AK NEM jüngst ein Video für Verbraucherinnen und Verbraucher veröffentlicht, um diese über die möglichen Risiken des Internethandels mit Nahrungsergänzungsmitteln aufzuklären. Unabhängig davon müsse es für Unternehmen aber weiterhin möglich sein, pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel, die sicher sind, zu vermarkten und über diese bzw. deren Inhaltstoffe angemessen informieren zu dürfen.

Podiumsdiskussion mit fünf Personen an einer Stehtischbrücke

Podiumsdiskussion mit Moderator Dr. Bernd Haber, BASF; Patrick Coppens, FSE; Vera Grochowski, Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen (LUA) Sachsen; Dr. Evelyn Breitweg-Lehmann, BVL und Dr. Ulrike Weingärtner, Vize-Vorsitzende AK NEM (v.l.n.r.)

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Verantwortungsvolle Kommunikation zu Nahrungsergänzungsmitteln

Den dritten und letzten Programmpunkt der Konferenz läutete Manon Struck-Pacyna, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit im Lebensmittelverband Deutschland, ein. In ihrem Beitrag zum Thema verantwortungsvolle Kommunikation rund um Nahrungsergänzungsmittel zeigte sie auf, welche Maßnahmen der AK NEM seit seiner Gründung ergriffen und umgesetzt hat. Insbesondere erläuterte sie die Inhalte und Instrumente der Verbraucherkommunikation, die u. a. auch auf der Webseite des Arbeitskreises, www.nahrungsergaenzungsmittel.org, zu finden sind. Dabei orientiere sich der AK NEM an einer Reihe von grundlegenden Prinzipien. Es gelte, faktenbasiert und wissenschaftlich begründet zu kommunizieren und Wissenswertes über die Produkte sowie die Nährstoffe seriös und zielgruppengerecht zu vermitteln, denn Information und Aufklärung seien wichtig für bewusste und sichere Kaufentscheidungen.

Manon Struck-Pacyna wahrend ihres Vortrag am Rednerpult

Manon Struck-Pacyna, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit Lebensmittelverband Deutschland

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Verbraucherinnen und Verbraucher robust für Fehl- und Falschinformation machen

Im Anschluss daran diskutierten Dr. Sven Nottebaum, Orthomol, Dr. Suzan Fiack, Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Angela Clausen, Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen und Manon Struck-Pacyna über die Probleme der vielzähligen (Fehl-)Informationen im Internet, die oftmals auch durch Influencerinnen und Influencer verbreitet würden. Wie Dr. Nottebaum betonte, hielten sich die Mitglieder des AK NEM an die rechtlichen Vorgaben für die Verwendung von gesundheitsbezogenen Aussagen. Gerade junge Unternehmen oder Start-ups engagierten jedoch häufig Influencerinnen und Influencer, die diese Vorgaben wenig oder gar nicht beachten würden. Dies resultiere nicht nur in Irreführung und Täuschung von Verbraucherinnen und Verbrauchern, sondern würde auch dem Ansehen derjenigen schaden, die sich gesetzeskonform verhielten. Es gilt daher, Verbraucher so zu informieren, dass sie robuster für Fehl- und Falschinformationen werden – denn eine zutreffende, sachgerechte Berichterstattung stärkt Konsumentinnen und Konsumenten in ihrer Kompetenz und sensibilisiert für echte Sicherheitsprobleme.

Podiumsdiskussion mit fünf Personen

Podiumsdiskussion mit Moderator Dr. Bernd Haber, BASF; Manon Struck-Pacyna, Lebensmittelverband Deutschland; Dr. Suzan Fiack, Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR); Angela Clausen, Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen und Dr. Sven Nottebaum, Orthomol (v.l.n.r.)

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Fazit: offener Dialog und fachlicher Austausch auch in Zukunft die Basis

Antje Preußker zog zum Abschluss ein kurzes Fazit: Die Konferenz hätte erneut gezeigt, dass der Wille zur gemeinsamen Lösungsfindung, um anstehende Herausforderungen zu bewältigen, bei allen Beteiligten groß sei, unabhängig von im Detail unterschiedlichen Positionen. Der offene Dialog und der fachliche Austausch sei daher immens wichtig. Deshalb würde es den AK NEM besonders freuen, dass dies erneut zu seinem 20-jährigen Jubiläum gelungen sei. Der Dank ginge an alle Beteiligten.

Glückwünsche für den AK NEM

Im Vorfeld zur Veranstaltung haben wir auf Linkedin und X (ehemals Twitter) jeweils 20 Stimmen zum 20. Geburtstag des AK NEM in Form von eCards veröffentlicht. Wir bedanken uns für die Glückwünsche und motivierenden Worte, die wir im Folgenden noch einmal auflisten möchten: