„Tee ist ein Naturprodukt voller Vielfalt – und das macht ihn so faszinierend“

Heißer Tee in einem Glasbehälter
Wie sieht Ihr persönlicher Teekonsum aus?
Das Schöne an Tee ist die enorme Vielfalt. Da findet wirklich jeder etwas für seinen Geschmack. Ich persönlich starte morgens mit einem kräftigen Schwarztee, den ich je nach Laune mit einem Schuss Milch trinke. Im Laufe des Tages wechsle ich gerne zu Grüntee oder greife zu Kräuter- und Früchtetees. Diese Abwechslung macht den Genuss für mich aus. Insgesamt komme ich auf bis zu zwei Kannen am Tag.
Bereiten Sie den Tee mit der Stoppuhr zu oder eher nach Bauchgefühl?
Bei bestimmten losen Tees benutze ich tatsächlich die Stoppuhr meines Handys. Nicht, weil es auf die Sekunde ankommt, sondern weil ich sonst vergesse, den Tee rechtzeitig aus der Küche zu holen. Aber manchmal nutze ich die drei Minuten Ziehzeit bewusst als kleine Pause, in der ich nichts anderes mache. Das ist wie eine verordnete Mini-Auszeit im Alltag. Und ganz wichtig: Man sollte sich nicht von strikten Sekundenangaben verrückt machen lassen. Es sind Empfehlungen. Am Ende entscheidet der persönliche Geschmack.
Loser Tee oder Teebeutel – was bevorzugen die Verbraucherinnen und Verbraucher?
Beides hat seine Berechtigung. Bei Kräuter- und Früchtetees greifen etwa 90 Prozent zum Beutel: praktisch, unkompliziert und schnell zubereitet. Bei Schwarz- und Grüntees hat loser Tee noch leicht die Nase vorn, aber auch hier holen Beutel auf. Und man darf nicht vergessen: Der Teebeutel ist eine über 100 Jahre alte Erfindung, eine echte Convenience-Lösung, die sich bis heute bewährt hat.
Woher kommt der Tee eigentlich?
Die Ursprünge liegen in China, wo Tee vor fast 5000 Jahren entdeckt wurde. Von dort gelangte er im 8. Jahrhundert nach Japan, wo bis heute berühmte Grüntees wie Sencha oder Matcha produziert werden. Schwarztee stammt überwiegend aus Indien und Sri Lanka. Dort begann der Anbau allerdings erst im 19. Jahrhundert durch die Briten, die während der Opiumkriege unabhängiger von China werden wollten. Heute kommen Tees auch aus Afrika, zum Beispiel Kenia oder Ruanda, und in kleinerem Umfang aus Südamerika.“
Welche Teekultur hat Deutschland geprägt?
Eine der ältesten und speziellsten Teekulturen in Deutschland ist die ostfriesische Teetied. Bis heute wird dort Tee in geselliger Runde mit Kluntje, also Kandis, und Wulkje, einem Wölkchen Sahne, getrunken. Das ist gelebte Kultur, keine Folklore. Kräuter- und Früchtetees haben dagegen ihre Wurzeln eher im Süden Deutschlands, wo viele Anbauflächen für Kräuter vorhanden waren. Ursprünglich wurden sie eher als Heilmittel genutzt, seit dem 20. Jahrhundert aber zunehmend als Alltagsgetränk.
Was unterscheidet klassischen Tee von Kräuter- und Früchtetees?
Klassischer Tee stammt ausschließlich von der Pflanze Camellia sinensis. Ob daraus schwarzer oder grüner Tee wird, entscheidet allein die Verarbeitung. Viele wissen gar nicht, dass es nicht zwei verschiedene Pflanzen sind. Kräuter- und Früchtetees dagegen basieren auf über 400 verschiedenen Pflanzenteilen wie Blättern, Blüten oder Früchten. Das erklärt auch ihre enorme Sortenvielfalt.
Entzieht Tee dem Körper Flüssigkeit oder ist das wie bei Kaffee ein Mythos?
Tee trägt wie andere Getränke zur Flüssigkeitsversorgung bei. Darüber hinaus liefern viele Tees wertvolle Inhaltsstoffe, z. B. ätherische Öle bei Kräutern wie Pfefferminze oder Fenchel, Antioxidantien im Grüntee. Studien bestätigen die positiven Effekte, auch wenn wir das in Deutschland aus rechtlichen Gründen nicht bewerben dürfen.
Und wie ist das mit Teein und Koffein?
Teein und Koffein sind chemisch identisch. Der Unterschied ist nur, dass Koffein im Tee an andere Inhaltsstoffe gebunden ist. Dadurch entfaltet sich die Wirkung langsamer, hält aber länger an. Während Kaffee also einen schnellen Energieschub liefert, wirkt Tee sanft und nachhaltig belebend.
Welche Trends sehen Sie aktuell?
Matcha ist derzeit das Trendprodukt schlechthin – befeuert durch Social Media und eine enorme Nachfrage weltweit. Cold Brew Tees erfreuen sich ebenfalls großer Beliebtheit: Sie werden mit kaltem Wasser zubereitet und sind sofort trinkfertig. Kombucha ist ein weiteres Trendthema, da es Fermentation und Do-it-yourself-Ideen verbindet. Und auch Bubble Tea erlebt eine Renaissance, diesmal oft kombiniert mit Milch, was gerade bei jüngeren Zielgruppen gut ankommt.
Die vollständige Podcastfolge zum Thema „Tee“ kann bei Spotify angehört werden.