Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln

Jeder Verbraucher in Deutschland kann heutzutage aus einem vielfältigen Angebot an sicheren und qualitativ hochwertigen Nahrungsergänzungsmitteln auswählen. Die Verbraucher entscheiden sich dabei bewusst und gehen verantwortungsvoll mit den Produkten um. Dennoch gibt es immer wieder Diskussionen um Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe und mögliche Überdosierungen. Was steckt hinter diese Debatte?

Nahrungsergänzungsmittel (Symbolbild)

Nahrungsergänzungsmittel (Symbolbild)

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Bereits seit mehreren Jahren sprechen Politik, Behörden und Hersteller über gesetzliche Vorgaben, die die maximalen Mengen von Vitaminen und Mineralstoffen in Nahrungsergänzungsmitteln regeln sollen. Bis heute konnten sich die Mitgliedstaaten in Europa jedoch nicht auf einheitliche Werte verständigen.

Eindeutige Vorgaben, klare Grenzen

Es ist deshalb gut, dass der vorhandene Rechtsrahmen, das Lebensmittelrecht, den Herstellern für die Produktkonzeption eindeutige Vorgaben macht und klare Grenzen setzt. Die wichtigste Vorschrift lautet nämlich, dass Lebensmittel sicher sein müssen (Artikel 14 Verordnung (EG) Nr. 178/2002) – das müssen die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln auch – und ganz besonders – in Bezug auf die eingesetzten Mengen von Vitaminen und Mineralstoffen garantieren. Entsprechend sorgfältig gehen die Anbieter bei der Entwicklung ihrer Produkte hinsichtlich Nährstoffkombinationen und Dosierungen vor.

Sichere Mengen

Die Nahrungsergänzungsmittel, die Verbraucher in Supermarkt, Drogerie oder Apotheke in Deutschland mit unterschiedlichen Dosierungen vorfinden, enthalten Vitamine und Mineralstoffe in Mengen, die „sicher“ sind und sich an den wissenschaftlichen Erkenntnissen über Nutzen und Risiken orientieren. Eine entscheidende Kenngröße ist dabei der sogenannte „Tolerable Upper Intake Level (UL)“. Dies ist die wissenschaftlich anerkannte Obergrenze für die sichere Gesamtzufuhr, die täglich und ein Leben lang aufgenommen werden kann, ohne dass negative Effekte zu erwarten sind. Beruhigend zu wissen: Auch unter Berücksichtigung der Nährstoffaufnahmemenge durch den Verzehr ganz normaler und angereicherter Lebensmittel kommt es in Deutschland zu keiner übermäßigen Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen, wie wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen.(1)

Verantwortungsbewusster Umgang

Dies liegt auch daran, dass die Verbraucher verantwortungsbewusst mit Nahrungsergänzungsmitteln umgehen. Das belegt eine repräsentative Studie aus dem Jahr 2015, nach der die Verbraucher die Hinweise auf der Verpackung beachten und sich der möglichen Risiken einer überhöhten Zufuhr von Nährstoffen bewusst sind. Der verantwortungsvolle Umgang zeigt sich auch darin, dass die Verbraucher bewusst kombinieren, wenn überhaupt mehrere Produkte gleichzeitig konsumiert werden.(2) Eine „Multiexposition“, d. h. eine Aufnahme eines Nährstoffes über mehrere Nahrungsergänzungsmittel gleichzeitig, konnte nicht festgestellt werden.(3) Hinzu kommt, dass in Deutschland mit Vitaminen und Mineralstoffen angereicherte Lebensmittel eine sehr geringe Marktbedeutung haben und nicht wesentlich zur Versorgung beitragen, denn sie haben nur einen Marktanteil von gerade einmal zwei Prozent.

Hersteller setzen sich für EU-weite Höchstmengen ein

Die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln setzen sich im Übrigen seit Jahren für gesetzlich festgelegte Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe ein, damit Hersteller und Verbraucher in der gesamten EU (Rechts-)Sicherheit haben. Hierzu bedarf es aber europaweit einheitlicher Festlegungen. Unterschiedliche Höchstmengen in verschiedenen Mitgliedstaaten der EU sind in Zeiten, in denen Konsumenten auch über Grenzen hinweg einkaufen, weder zeitgemäß noch zum Verbraucherschutz sinnvoll – zumal bei der Höchstmengenfestsetzung alle relevanten wissenschaftlichen Erkenntnisse, die weltweit vorhandenen sind, zu berücksichtigen sind. Dies hat der Europäische Gerichtshof jüngst noch einmal klar gestellt. Somit ist klar: Die Einigung auf europäischer Ebene ist die Lösung.

Vor zehn Jahren war der europäische Gesetzgeber fast schon einmal so weit: Nach ausführlicher Diskussion unterschiedlichster Ansätze stand seinerzeit die Verständigung auf konkrete Höchstmengen für den Zusatz von Vitaminen und Mineralstoffen zu Nahrungsergänzungsmitteln unmittelbar bevor. Die Empfehlungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) aus dem Jahre 2004 hatten sich damals allerdings als nicht mehrheitsfähig erwiesen. Es war vielmehr ein wissenschaftliches Modell der Wirtschaft, das tatsächliche Aufnahmemengen berücksichtigte, das seitens der Europäischen Kommission und bei der Mehrheit der Mitgliedsstaaten große Akzeptanz fand.

Die Zeit ist aber nicht ungenutzt verstrichen. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse sind bei der Überarbeitung der Vorschläge der Wirtschaft für Höchstmengen im Jahr 2014 berücksichtigt worden.(4) Sie sind Grundlage der Produktformulierung der Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln und Maßstab für alle die Hersteller, die sich im Arbeitskreis Nahrungsergänzungsmittel im Lebensmittelverband Deutschland zusammengeschlossen haben.

Hilfe für Verbraucher:innen

Bis die Verständigung auf europäische Höchstmengen gelingt, können sich die Verbraucher:innen deshalb trotzdem darauf verlassen, dass die angebotenen Nahrungsergänzungsmittel „sicher“ sind. Konsumenten, die Produkte über das Internet bestellen wollen, sollten allerdings besonders aufmerksam bei der Auswahl sein, vor allem wenn diese Produkte aus dem Ausland nach Deutschland eingeführt werden. Zwar gelten für diese Nahrungsergänzungsmittel dieselben strengen lebensmittelrechtlichen Vorschriften, wie für Produkte, die im stationären Handel verkauft werden. Die Überwachung dieser Vorschriften ist aufgrund der Fülle der Angebote jedoch mit besonderen Herausforderungen verbunden. Hier könnten Höchstmengen für Vitaminen und Mineralstoffe dem Verbraucher helfen, die angebotenen Produkte besser einzuschätzen – und die seriösen Anbieter zu identifizieren.

Einzelnachweise

(1) Willers J et al. Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln – Risiko für eine übermäßige Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen?. Ernährungs Umschau 2015; 10: 162-166
(2) Heinemann M et al. Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln mit Vitaminen und Mineralstoffen – Ergebnisse einer deutschlandweiten Verbraucherbefragung. J Verbr Lebensm 2015; 2: 131–142
(3) Willers J et al. Welche Bedeutung besitzt die Mehrfachverwendung von Nahrungsergänzungsmitteln? Daten einer deutschlandweiten Verbraucherbefragung. J Verbr Lebensm 2015; 2: 1–9
(4) Richardson, D. Risk management approaches to the setting of maximum levels of vitamins and minerals in food supplements for adults and for children aged 4–10 years, 2014, http://www.foodsupplementseurope.org/publications-guidelines.