Hochverarbeitete Lebensmittel und gesundheitliche Auswirkungen

Prof. Dr. Elke A. Trautwein analysiert den aktuellen Forschungsstand zu den gesundheitlichen Auswirkungen sogenannter hochverarbeiteter Lebensmittel.

Rote Marmelade wird in Gläser abgefüllt, die auf einem Fließband stehen.
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Hoch verarbeitete Lebensmittel, sogenannte ultra-processed foods (UPF), sind Teil der heutigen Ernährungsweise. Derzeit wird kontrovers diskutiert, ob der Grad der Verarbeitung eines Lebensmittels dessen gesundheitlichen Wert mehr beeinflusst als dessen Nährwertprofil. Zwar weisen zahlreiche Beobachtungsstudien, wie z. B. große Kohortenstudien, auf einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von UPF und der Inzidenz und Mortalität von Erkrankungen wie u. a. Übergewicht und Adipositas, Typ-2-Diabetes mellitus, Krebs und kardiovaskulären Erkrankungen hin, allerdings kann daraus noch keine Kausalität abgeleitet werden. Studien, die eine Analysen von Subgruppen von als UPF klassifizierten Lebensmitteln durchgeführt haben, zeigen negative Auswirkungen insbesondere für verarbeitete Fleischprodukte sowie für zuckerhaltige Erfrischungsgetränke. Daher sollte bei der Untersuchung des Einflusses von UPF auf gesundheitliche Auswirkungen differenziert werden und nicht pauschal alle als UPF klassifizierte Lebensmittel als gesundheitlich nachteilig bewertet werden.

Als mögliche Ursachen für eine Assoziation zwischen dem UPF-Verzehr und einem Gesundheitsrisiko werden zahlreiche Mechanismen diskutiert, wie eine hohe Energie- und niedrige Nährstoffdichte, Hyperschmackhaftigkeit, Veränderungen in der Lebensmittelstruktur bzw. -textur und deren Einfluss auf die Sättigung, sowie Interaktionen mit Zusatzstoffen. Allerdings sind derzeit nur wenige umfassend gut untersucht. Da der Verarbeitungsgrad eines Lebensmittels nichts über dessen Nährwertprofil aussagt, sollte der Grad der Verarbeitung nicht einziges Kriterium bei der Beurteilung von Lebensmitteln auf gesundheitliche Auswirkungen sein. Einer pauschalen Empfehlung, den UPF-Verzehr zu minimieren oder sogar vollständig auf UPF zu verzichten, fehlt gegenwärtig die evidenzbasierte Grundlage.