Lebensmittelverband kritisiert notifizierten Entwurf einer Deutschen Mineralölverordnung
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) arbeitet seit 2016 an einer Verordnung, die den Übergang von bestimmten Mineralölkohlenwasserstoffen aus Lebensmittelverpackungen aus Recyclingpapier gesetzlich für Deutschland regeln soll. Ende September hat das BMEL den Entwurf der Verordnung nun notifiziert.
Nach dem Entwurf sollen Verpacker gezwungen sein, Frischfasern anstelle von recyceltem Altpapier einzusetzen. Wer dennoch Recyclingmaterial verwenden möchte, muss entweder beschichten Karton oder einen zusätzlichen Innenbeutel aus Kunststoff bzw. Aluminium-Verbundmaterial verwenden. Das soll den Übergang von aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) auf Lebensmitteln verhindern.
Deutsche Mineralölverordung ist unbegründeter Alleingang
Zur Notifizierung hat sich der Lebensmittelverband Deutschland Ende September in einem Positionspapier Stellung bezogen. „Hier wird ein nicht abgestimmter, zeitlich überholter und unbegründeter nationaler Alleingang verfolgt", kritisiert Dr. Sieglinde Stähle aus der Wissenschaftlichen Leitung des Lebensmittelverbands den Entwurf. Der Mehreinsatz von Barriere- und Verbundmaterial zulasten von Recycling konterkariere das europäische Engagement für mehr Nachhaltigkeit im Rahmen des Green Deal.
Wirtschaft ist schon weiter
Auch habe die Wirtschaft bereits umfangreiche Maßnahmen zur Minimierung von Mineralölkohlenwasserstoffen im Einsatz. „Die Daten zeigen, dass in potenziell papierverpackten Lebensmitteln kein relevantes Vorkommen von MOAH mehr feststellbar ist“, sagte Stähle in der aktuellen Ausgabe der Lebensmittel Zeitung. Sie verweist auf die bestehende Toolbox und weitere Materialien, die nachweislich bereits zu einer Minimierung geführt haben. Zudem seien altpapierbasierte Packstoffe mit Barrieren bereits seit Jahren auf dem Markt. Eine pauschale, gesetzliche Pflicht sei damit obsolet.
Erklärvideo zu Mineralölübergängen auf Lebensmitteln
Mehr zum Thema und den Hintergründen gibt es auch in unserem Erklärvideo: