Nutri-Score

Bundesrat stimmt Verordnung für Verwendung in Deutschland zu

- Der Bundesrat hat der Verordnung für eine rechtssichere Verwendung des Nährwertkennzeichens Nutri-Score in Deutschland zugestimmt. Der Lebensmittelverband verweist auf notwendige Nachbesserungen.
Modellprodukt mit Bewertung "B" nach Nutri-Score-Algorithmus.

Modellprodukt mit Bewertung "B" nach Nutri-Score-Algorithmus.

Modellprodukt mit Bewertung "B" nach Nutri-Score-Algorithmus.

© Foto: Lebensmittelverband / Illustration: wwwebsdesign - stock.adobe.com
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In seiner heutigen Sitzung hat der Bundesrat einer Verordnung für eine rechtssichere Verwendung des französischen Nährwertkennzeichens Nutri-Score als zusätzliche, freiwillige Kennzeichnung zugestimmt. Die Kennzeichnung auf der Packungsvorderseite soll Verbraucher:innen die Unterscheidung von Lebensmitteln innerhalb einer Produktkategorie erleichtern, anhand einer Gesamtbewertung des Nährwertprofils. Die Verordnung wird nach der Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt voraussichtlich Anfang November 2020 in Kraft treten. Ab dann können Unternehmen den Nutri-Score in Deutschland freiwillig rechtssicher verwenden.

Nachbesserungsbedarf besteht weiterhin

In einigen Bereich sieht der Lebensmitteverband Deutschland weiterhin Nachbesserungsbedarf. „Wenn der Nutri-Score erfolgreich sein soll, dann darf er nicht im Widerspruch zu gängigen Ernährungsempfehlungen stehen“, kommentiert Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbands. So gehören zum Beispiel Pflanzenöle, ungesüßte Früchte- und Kräutertees sowie Vollkornprodukte zu einer ausgewogenen Ernährung dazu, aber im Algorithmus des Nutri-Score seien sie nicht ausreichend berücksichtigt.

Ein weiterer Kritikpunkt: Zurzeit liegt die alleinige Verfügungsgewalt über das Nutri-Score-System beim französischen Staat. Der Lebensmittelverband fordert, es auf eine europäische Behörde zu übertragen.

Akzeptanz ausschlaggebend

Und wie schätzt der Verband die zukünftige Verwendung der Kennzeichnung ein? „Wahrscheinlich werden in Deutschland mehr Unternehmen als irgendwo sonst in Europa den Nutri-Score einsetzen – auch als Werbeinstrument“, vermutet Christoph Minhoff.

Entscheidend für den Erfolg der Kennzeichnung wird am Ende sein, ob es der Bundesregierung gelingt, die Bevölkerung mit der geplanten Aufklärungskampagne zu erreichen und von den Vorteilen des neuen Systems zu überzeugen. Denn nach einer aktuellen Studie findet die Mehrheit der Bundesbürger, dass generell „zu viel Wirbel“ um das Thema Ernährung gemacht werde (Quelle: Nestlé Ernährungsstudie 2019).

Hintergrund: Nutri-Score in Deutschland

  • Die 2017 gewählte Bundesregierung hatte sich in ihrem Koalitionsvertrag verpflichtet, ein vereinfachtes, visuell arbeitendes Nährwertkennzeichen vorne auf der Lebensmittelverpackung einzuführen, um den informierten Einkauf einfacher zu machen. Diese zusätzliche, freiwillige Kennzeichnung im Hauptsichtfeld soll die Nährwerttabelle ergänzen, die als EU-weite Pflichtkennzeichnung auf Lebensmittelverpackungen im Detail über die Nährwerte informiert.
  • Im September 2019 hat sich Bundesernährungsministerin Julia Klöckner für das französische Modell Nutri-Score ausgesprochen, auf Grundlage einer repräsentativen Befragung ihres Ministeriums (BMEL) unter deutschen Verbraucher:innen.
  • Im März 2020 hat die Bundesregierung eine Verordnung für eine rechtssichere Verwendung des Nutri-Score in Deutschland an die Europäische Kommission zur Notifizierung weitergegeben. Im August billigte das Bundeskabinett die Verordnung, der Bundesrat stimmte ihr heute zu.

Der Nutri-Score ist eine freiwillige Kennzeichnung. Die nationale Einführung von erweiterten Nährwertkennzeichen ist nach geltendem EU-Recht nicht verpflichtend möglich. Europaweit gesehen ist der Nutri-Score eine Möglichkeit der erweiterten Nährwertkennzeichnung neben anderen, wie etwa dem Keyhole-System in Skandinavien.

Bundesministerin Klöckner mit Nutri-Score

Bundesernährungsministerin Julia Klöckner hatte sich im September 2019 für den Nutri-Score als freiwilliges Nährwertkennzeichen auf der Verpackungsvorderseite ausgesprochen.

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